The bridge too far…?
Marken streben nach Wachstum. Product- & BrandExtensions gehören mit zu den beliebtesten Strategien im Marketingkoffer – nicht ohne Grund, sind sie in ihrer Logik doch oftmals bestechend:
Die Markenbekanntheit und ihre -kompetenz nutzen, um neue Nutzungs- und Kaufanlässe, Märkte und Zielgruppen zu erschließen – die Produktpalette diversifizieren – Umsätze steigern oder gar zusätzliche Einnahmequellen zu generieren und den Markenkern symbolisch erweitern … es gibt viel, was für die Entwicklung und Einführung neuer Produkte unter einer Marke spricht!
Von einer einfachen Produktlinienerweiterung bis zur Markendehnung: Oft werden die Chancen dieser Operation betont (Synergien schaffen, Kosten sparen, das Risiko einer Neueinführung minimieren …).
Allerdings besteht auch die Gefahr, dass das neue Produkt nicht zur Markenidentität passt und der Markenwert leidet.
Letzteres ist meiner Meinung nach hier der Fall …
Eigentlich bin ich Fan von SylterSalatfrische. Ab 2004 bei EDEKA ZENTRALE Stiftung & Co. KG, REWE und Marktkauf, wurde die Sylter Salatfrische in kürzester Zeit eine der beliebtesten Salatdressings. Erfolgsfaktoren waren neben Naming, Packaging und Platzierung der Handmade-Charakter des Produktes und eine Anmutung des natürlich Unperfekten bzw. Bodenständigen (auch und gerade was das Marketing betrifft) …
Neben dem schon ungewönlichen BrandStretch Richtung Dessert (Pudding, etc), der sich aus der Heritage der Marke – Zum Dorfkrug Unternehmensgruppe – erklären lässt, kommt der nächste Streich:
Die Salatsauce „Alpenwürze“.
❓
Abgesehen davon, dass die Sauce bei EDEKA für 1,00 Euro im Abverkauf ist, was ich als nicht so positives Signal bewerte … … frage ich mich, ob ein Blick in Google Maps nicht geholfen hätte, den „Überdehnungs-Alarm-Buzzer“ zu drücken …:
1017 Kilometer liegen zwischen Sylt & Heimkirch …
In Heimkirch ist die Firma Hochland Group ansässig. Unter deren Marke(n) hätte ich mir (auch assoziativ) ein „Alpenwürze“-Dressing besser vorstellen können …
Für Sylter Salatfrische / Dorfkrug wäre eine andere Frage relevant: Wo ist die Grenze der Marke?
Um ein Produkt wie Alpenwürze erfolgreich zu etablieren, müsste man hier nicht in einem ersten Schritt die Eigenständigkeit der Marke Zum Dorfkrug stärken? 💪
Dies betrifft v.a. die Verpackung, die ja vmtl. 80-90% aller Markenberührungspunkte ausmacht … Die jetzige Architektur wirft z.B. die Frage auf, welche Marke den nun im Mittelpunkt steht? Der prominente Referenzverweis „aus dem Hause der Syter Salatfrische“ verhindert nämlich genau dies …
Wobei es mit einer Überarbeiten des Etiketts sicherlich nicht getan ist: Zwischen Neu Wulmsdorf und Heimkirchen liegen immer noch 789 km … da ist schon die Frage, welche spezifische Kompetenz hier relevante Alleinstellung sichert bzw. Präferenz steuert …
von Geoffrey Hildbrand